Konzept Wilde Möhre e.V.

1. Leitbild

“Das Kind muss die Natur lieben mit aller Innigkeit seines kleinen Herzens, denn nur was man zuerst innig liebt, wird man einst klar verstehen” – Henriette Schrader-Breymann

Der Waldkindergarten orientiert sich am bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung.

Warum Wald?
Der Wald kommt dem kindlichen Wunsch nach Beständigkeit und gleichzeitig der Lust, Neues zu entdecken und sich mit Ungewohntem auseinanderzusetzen. Die vertraute, beständige Umgebung draußen vermittelt Sicherheit und Geborgenheit – andererseits steht sie durch den ständigen Wandel durch die Jahreszeiten und das Wetter für Wildnis und Abenteuer.

Draußen im Wald, Wiesen und Feld erleben die Kinder eine Welt, die sie anfassen, riechen, fühlen und entdecken können.

Genau solche Naturerfahrungen wollen wir den Kindern in unserem Waldkindergarten ermöglichen.

Weitere wichtige Ziele unserer pädagogischen Arbeit im Waldkindergarten sind die
● Förderung der individuellen Persönlichkeitsentwicklung, Selbstständigkeit, Selbstwahrnehmung, Sozialen Kompetenz
● Vermittlung von Normen und Werten wie Verantwortungsbewusstsein, Offenheit, Hilfsbereitschaft, Zuverlässigkeit, Respekt gegenüber allen
   Lebensformen

● Unterstützung bei der Bildung von Kommunikationsfähigkeit, Kritikfähigkeit, Kreativität, motorischen Fähigkeiten, musischen Fertigkeiten, Wissen

Diese Konzeption ist für uns als Team, Träger, Elternschaft u. v. m. eine wichtige Basis, um die Arbeit mit den Kindern zu überprüfen, zu verändern oder zu verbessern, denn wir werden unser Engagement immer in einem sich verändernden Prozess sehen. Wir erheben für unsere Konzeption keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Endgültigkeit und genau wie in unserer Arbeit mit den Kindern, werden wir das Konzept immer wieder prüfen, hinterfragen und gemeinsam weiterentwickeln.

„Nichts ist beständiger als der Wandel“ (Charles Darwin)

2. Tagesablauf

Bringzeit 8.00-8.15 Uhr
Bringen der Kinder zum Sammelplatz. Die Pädagogische Fachkraft zählt schon die kommenden Kinder und notiert wer fehlt. Am Wanderparkplatz sind Parken für die Eltern
und Mitarbeitenden auf den Parkplätzen der Sportmeile möglich Zeit für „Tür- und Angelgespräche“. Gemeinsam gehen wir zu unserem Morgenkreisplatz auf der Wiese, im Wald…

Morgenkreis 8.30-8.45 Uhr
Der Morgenkreis bringt die Kindergartengruppe am Tagesbeginn zusammen. Es wird mit den Kindern gemeinsam geschaut, wer anwesend ist und wer fehlt. Anschließend darf ein Kind mit der Zählkette herumgehen und zählen, wie viele Kinder da sind. Im Anschluss ist Zeit für ein Lied, ein Fingerspiel, ein Gedicht oder ein Spiel. Am Ende des Morgenkreises werden Vorschläge gesammelt, wo die Kindergartengruppe heute hin geht. Gemeinsam wird eine Entscheidung getroffen. Am Materialwagen wird ein Zettel ausgehängt, für welchen Waldplatz wir uns entschieden haben. Hier können die Eltern ihre Kinder zur ersten Abholzeit um 12:30 Uhr finden.

Weg zum Waldplatz 8.45-9.15 Uhr
Der Weg zum Waldplatz bietet viele Gelegenheiten zum Entdecken, Forschen, Erzählen, Spielen und Sammeln von Naturmaterialien.

Gemeinsames Frühstück 9.15-10.00 Uhr
Am Platz angekommen waschen wir unsere Hände und beginnen das gemeinsame Frühstück. Wir legen großen Wert darauf, dass jedes Kind ein ausgewogenes Essen dabeihat. Das bedeutet für uns auch, dass auf Süßigkeiten und Wegwerfverpackung verzichtet wird.
An Geburtstagen darf das Geburtstagskind einen Kuchen oder etwas anderes Besonderes zum Frühstück mitbringen.

Freispielzeit/Projekte 10.00-12.00 Uhr
Die Waldplätze bieten viele Möglichkeiten für das freie Spiel. Es besteht außerdem die Möglichkeit, je nach Interesse der Kinder unterschiedliche und wechselnde Päd. Angebote wahrzunehmen. Im Bollerwagen finden die Kinder Werkzeuge und verschiedene Bastelmaterialien. So können die Kinder neben dem freien Spiel mit Naturmaterialien basteln, Hämmern, Malen, Schnitzen usw. „Die PädagogInnen begleiten die kindlichen Spielprozesse, ohne einzugreifen. Je nach Bedarf geben sie Anregung, Trost und Unterstützung (Schulte Ostermann, Ute: n.d., S.7)“.

Abschlusskreis 12.00-12.30 Uhr
Im Abschlusskreis finden sich nochmal alle Kinder und PädagogInnen zusammen. Je nach Witterungslage und Aktion stehend oder sitzend. „Gemeinsame Rückschau. „Wie war der Tag, was war besonders schön, was gefiel mir, was habe ich geschafft, worüber habe ich mich geärgert? Was ist mir nicht gelungen? „Was haben wir morgen vor?““ Ein Spiel oder ein Lied rundet den Tag ab. „Auf Wiedersehen bis morgen!“

Mittagessen 12.30-13.15 Uhr
Es gibt mit den Mittagskindern eine zweite gemeinsame Brotzeit. Dafür wird ein je nach Witterungsverhältnissen geeigneter Platz gesucht. Dieser unterscheidet sich nach Jahreszeit und Lieblingsplätzen der Gruppe. Ideal ist in der kalten Jahreszeit ein Platz mit überspannter Plane und eventuellen Seitenwänden.

Ruhe- bzw. Schlafenszeit 13.15-14.00 Uhr
Je nach den Bedürfnissen der Kinder besteht die Möglichkeit zum Entspannen. Dafür werden Hängematten zwischen die Bäume gehängt. In der kalten Jahreszeit werden die Hängematten mit Lammfellen bestückt. Bei einer Geschichte oder beim Lauschen des Waldes können die Kinder ihre “Reserven” wieder “auftanken”.

Freies Spiel/Kreatives Angebot/Gleitende Abholzeit 14.00-14.30 Uhr
Freispielzeit: Die Kinder bauen weiter an ihren Lagern. Spielen Ball. Schauen sich Bücher an, Malen, Basteln. Wer möchte, kann bei den jahreszeitlich passenden Kreativangeboten mitmachen. Jetzt findet die gleitende Abholzeit statt.

Dieser Tagesablauf ist beispielhaft und kann je nach Projektplanung oder Bedürfnissen der Kinder verändert werden.

Besondere Ereignisse im Jahresverlauf:
Fasching, Ostern, Herbstfest, Weihnachten, Sommer- und Wintersonnenwende, Verabschiedung der Vorschulkinder mit Übernachtung, Geburtstage (vgl. Schulte-Ostermann & Mooswichtel gUg).

Besondere Kleidung im Waldkindergarten
„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“
Dieses Motto begleitet auch die Kinder und Eltern, die den Waldkindergarten Roßtal besuchen. Denn nur wer über die richtige Kleidung verfügt, wird sich draußen wohl fühlen und Freude haben. Die Bekleidung sollte „robust, zweckmäßig und der Jahreszeit angepasst sein (Schulte Ostermann o.D.)“.

Beispiele für eine Ausrüstung:

Frühling und Herbst
• Jacke und Hose für kühle Tage, verstärkte Stellen an Po und Knien sind von Vorteil
• Wind- und wetterfeste Jacke, Regenjacke
• Schneeanzug, wenn möglich als Zweiteiler, da es den Toilettengang erheblich erleichtert
• Feste, bequeme Schuhe, keine Sandalen

Sommer
Für sommerliche Temperaturen dünne lange Hosen und T-Shirts in möglichst hellen Farben, sowie eine Kopfbedeckung Winter Ankleiden nach dem Zwiebelsystem, d.h. viele dünne Schichten übereinander, da es vor Kälte schützt und nach Bedarf Kleidungsstücke an bzw. ausgezogen werden.

3. Struktur und Rahmenbedingungen der Einrichtung

In Buttendorf – Flurstück 1229 ist von der Elterninitiative Wilde Möhre e.V. der Betrieb eines Waldkindergartens zur Betreuung von Kindern von 2,8 Jahren bis zum Schuleintritt geplant.
Die Einrichtung besteht aus einer Gruppe von 20 Kindern. Das Einzugsgebiet bezieht sich vor allem auf den Markt Roßtal.

3.1 Platzbeschreibung:
Auf der Wiese in Buttendorf befinden sich ein Bauwagen und eine Komposttoilette.
● Ein Gasheizung soll den Bauwagen im Winter beheizen.
● Um das Kindeswohl zu gewährleisten, sollen sich alle Kinder im Winter gleichzeitig im Bauwagen aufwärmen können
● Im Bauwagen befinden sich kleine Stühle und ein kleiner Tisch. Des Weiteren befinden sich dort Schränke und Regale, in welchen administrative
   Unterlagen, Materialien, der Laptop und das Tablet für das Personal aufbewahrt werden. Aus Datenschutzgründen gibt es einen abschließbaren
   Schrank um Dokumente mit sensiblen Daten zu verwahren.
● Für die Kinder soll es ein kleines Bücherregal und Sitzkissen geben.
● Weiterhin befindet sich hier eine Truhe mit Materialien wie Bestimmungsbüchern, Becherlupen, Keschern, Anschauungsmaterial, Bastelmaterial
   usw.
● Brandschutzbedingungen sind durch Abstände zru Heizung und einen Feuerlöscher gewährleistet. Der Fluchtweg wird durch einen ausreichenden
   Abstand zwischen Gasheizung und Türe gewährleistet.
● Die Ausrüstung für den Wald wie Erste Hilfe Set, Seile, Rucksäcke soll ebenfalls dort unterkommen

Auf diesem, mit Holz-Hackschnitzel bedeckten Platz, ist Raum für die täglichen Aktivitäten, die stattfinden. Der Platz ist umrandet von heimischen
Sträuchern z.B. Hasel, Holunder usw., die eine natürliche Grenze bilden und in den heißen Monaten einen angenehmen Schatten bieten. Bänke, sowie
liegende Baumstämme stehen als Sitzmöglichkeiten zur Verfügung und können flexibel gestellt werden, um die Tätigkeiten oder die Größe der Arbeitsgruppen anzupassen.
Neben dem Bauwagen steht ein Unterstand, welcher eine geschützte Außengarderobe beherbergt. Ein großer Arbeitstisch dient als Ablage- und Arbeitsplatz für z.B. Experimente, Reparaturen, künstlerische Gestaltungsarbeiten usw. Ein Werkzeugschrank und die Werkbank befinden sich auch im Außenbereich und sind für die Kinder zugänglich. Die Picknickbänke aus Baumstämmen bieten reichlich Platz für zusätzliche Arbeiten am Tisch, sowie zum Vespern.
Auf dem Platz befindet sich auch ein Handwaschplatz mit täglich frischem Wasser. An der sonnigsten Stelle des Platzes sollen Beete angelegt werden, um Gemüse und Kräuter für den Verbrauch im Alltag anzupflanzen, zu pflegen und zu ernten.


3.2 Folgende Materialien werden im Bauwagen gelagert
● Gartenwerkzeug, sowie Rasenmäher, Kinderbänke und Tische.
● Verschiedenes Werkzeug für die Kinder
● Hygieneartikel, wie Klopapier, Feuchttücher, Einmal Handschuhe, Abfalltüten usw.
● Scheitholz.
● Bollerwagen.

Ein Platz für die Gummistiefel und Boxen für die Matschklamotten und Wechselkleidung der Kinder Es werden zwei Komposttoiletten aufgestellt. Diese werden schon fertig geliefert. Die
Fäkalien werden in der Restmülltonne an unserem Schutzraum entsorgt. Das Personal ist für die Reinigung verantwortlich.

3.3 Aufenthalt im Wald
Unser Waldgrundstück befindet sich in den Bayrischen Staatsforsten, welches sich in unmittelbarer Nähe zum Bringplatz befindet.

3.4 Schutzraum:
Der Schutzraum befindet sich im Gemeindehaus von Buttendorf. Dieser wird bei extremer Wetterlage und für den Fall, dass der Wald nicht gefahrlos betreten werden kann, wie zum Beispiel bei Sturm und Schneebruch aufgesucht. (Genaue Auflistung siehe Anhang). An solchen Tagen werden die Eltern über eine App rechtzeitig informiert.

3.5 Öffnungs- und Schließzeiten:
Die Öffnungszeiten des Waldkindergartens sind von Montag bis Freitag von 8:00 Uhr bis 14:30 Uhr. Je nach Bedarf der Eltern können diese Zeiten geringfügig verändert werden. Feste Schließtage sind in jedem Fall 30 Tage im Jahr. Diese setzen sich aus Fort- und Weiterbildung, Urlaub der Mitarbeiter und Konzeptionstagen zusammen.

4. Personal

Es gibt vier Fachkräfte, die in Teil- und Vollzeitanstellungen beschäftigt sind.

5. Anmeldeverfahren

Die Anmeldung für den Besuch des Waldkindergartens ist ganzjährig über das Online-Formular “Little Bird” möglich. Im September findet die Aufnahme statt, je nach Kapazität kann auch im März aufgenommen werden. Sollte die Anzahl der Anmeldungen die Kapazität des Waldkindergartens übersteigen, werden die Kinder auf Wunsch der Eltern aufeine Warteliste aufgenommen, um bei frei werdenden Plätzen nachrücken zu können.

5.1 Aufnahmekriterien
Die Aufnahme in den Kindergarten erfolgt nach Maßgabe der verfügbaren Plätze. Sind nicht genügend freie Plätze verfügbar wird die Auswahl nachfolgenden Kriterien vorgenommen:
Geschwisterkinder, Wohnort des Kindes, Soziale Lage, Anmeldezeitpunkt, Identifizierung mit dem pädagogischen Konzept, Bereitschaft zur Beteiligung.
Ein Platz im Waldkindergarten setzt die Mitgliedschaft im Verein wegen Möhre e.V. voraus ein Beitritt erfolgt nach Platzzusage.

5.2 Aufnahme
Voraussetzung für die Aufnahme in den Kindergarten ist eine schriftliche Einverständniserklärung zum Betreuungsvertrag zwischen Träger und Erziehungsberechtigten. Wir bieten einen „Schnuppertag“ vor der Aufnahme an, um das Personal und die Pädagogik kennenzulernen.

6. Pädagogische Grundhaltung

6.1 Bild vom Kind
Das Kind ist ein kompetentes Wesen und kein „Mängelwesen“. Es ist nicht leer und muss befüllt werden, sondern ist bereits unmittelbar nach der Geburt in der Lage, seine Umwelt zu erkunden und mit ihr in Austausch zu treten. Jedes Kind weiß von Anfang an, was es gerade braucht und was für seine Entwicklung gut und förderlich ist. Kinder sind von Geburt an aktive Mitgestalter ihrer Bildung und Entwicklung und übernehmen dabei der persönlichen Entwicklung angemessene Verantwortung, denn der Mensch ist auf Selbstbestimmung und Selbsttätigkeit hin angelegt. Sie sind von Geburt an vollwertige, kompetente Menschen. Grundvoraussetzung für eine positive Entwicklung und aktives Lernen ist eine Umgebung, in der sie sich sicher und geborgen fühlen und genügend Anregung und Möglichkeit bekommen, sich zu bewegen. Das lernende Kind tut es mit all seinen Sinnen, geistigen Fähigkeiten, Erfahrungen, Emotionen und Ausdrucksformen.

Das Kind soll die Möglichkeit haben, eigenständig und selbstständig eigenen Ideen und Interessen nachgehen zu können, diese Möglichkeit ist grundlegend für ein nachhaltiges Lernen. Selbst entdecken, selbst Fehler machen, forschen und Antworten auf Fragen finden dürfen. Bei gemeinsamen Unternehmungen und Projekten mit Erwachsenen und Kindern spielt der Austausch in der Gruppe eine große Rolle. Die Konstruktion des Weltverständnisses geschieht größtenteils im Dialog mit der Gemeinschaft, über die Bedeutung und Sinngebung von Dingen wird verhandelt und ausgetauscht. Das Kind nimmt im Bildungsgeschehen eine entscheidende und aktiv gestaltende Rolle der eigenen Lernprozesse ein. Jedes Kind ist einzigartig und besonders. Jedes Kind hat Rechte, insbesondere auf die Wertschätzung seiner individuellen Persönlichkeit und bestmögliche Bildung von Anfang an, das Recht auf Mitsprache und Mitgestaltung bei seiner Bildung und allen weiteren, es betreffenden Entscheidungen (Waldkindergarten Waldlichter,o.D.).


6.2 Haltung des Personals
Das Rollenbild des Personals im Wald wird entscheidend durch den Raum Wald geprägt, zwischen den Kindern und der Erzieherin entsteht ein Gefüge von Wechselwirkungen. Sie begleitet die Kinder durch teilnehmende Beobachtung, ist aber auch Mitbehandelnde, durch das eigene Interesse geleitet (Knauf, Düx, Schlüter, 2013, S.179 zit. n. Miklitz 2007, S.24). Sie bildet für die ihr anvertrauten Kinder den Mittelpunkt, der ihnen im offenen Naturraum Orientierung und Sicherheit bietet, zu dem sie immer wieder zurückkehren können. Die Erzieherin legt die Verhaltensregeln im Wald fest und sorgt für eine klare Tagesstruktur. Die Kinder sollten ihre Erzieherin dabei als authentisches Vorbild erleben, die sie achten und schätzen.

Dem Kind wie dem Wald gegenüber bringt sie eine hohe Wertschätzung entgegen. Sie weiß um die Einzigartigkeit eines jeden Einzelnen und unterstützt bzw. fördert Individualität durch eine teilnehmende Beobachtung des kindlichen Spiels und zeigt echtes Interesse an dessen Bedürfnissen und Interessen sowie dessen Lebenswelt. Sie nimmt das Kind und dessen Gefühlswelt wahr und unterstützt es dabei, seine Gefühle zu verbalisieren. Sie ist getragen vom Wunsch, das Kind zu verstehen und ihnen ein Gefühl von Nähe und Geborgenheit entstehen zu lassen. Sie lässt dem Kind Raum und Zeit zum Erleben und kindlichen Lernen. Durch Lyrik und Prosa unterstützt und nährt sie den kindlichen Animismus und weiß um die große Bedeutung der animistischen Denkweise der Kinder für eine Verbindung zur Natur. Sie flechtet eigene Interessen und Neigungen in den Kindergartenalltag ein und prägt durch die eigene Individualität die Form des Waldkindergartens. Sie ist selbst bereit, sinnliche Erfahrungen zu machen und Neues auszuprobieren. Sie bezieht die Kinder in tägliche Entscheidungen mit ein, z.B. welcher Waldplatz aufgesucht wird, welches Spiel gespielt wird. Sie ist aufmerksam und greift Fragen und Interessen der Kinder auf, um sie zu vertiefen.

Die Erzieherin verfügt außerdem über ein gewisses Grundlagenwissen über natürliche Prozesse, sowie die heimische Flora und Fauna bzw. zeigt sie ein großes Interesse daran und bringt eine große Lernbereitschaft für dieses Wissensgebiet mit. Der Natur gegenüber bringt sie eine große wertschätzende Haltung entgegen und fühlt sich als Teil dieser und weiß um die Abhängigkeit des Menschen von ihr. Sie ist bereit, ihre eigene Beziehung zur Natur zu hinterfragen, dies beinhaltet auch Ekelgefühle oder Angst.

6.3 Inklusion
“ Meine Lieblingsfarbe ist bunt”
Der Wald ist besonders für Kinder mit besonderem Betreuungsbedarf bestens geeignet und nimmt alle Kinder so an, wie sie sind. „Natur sagt nicht, du bist unvollkommen. Sie fragt nicht nach dem Woher und Wohin – sie nimmt uns auf ihren Schoß und lässt uns im Dialogischen Prozess stark werden an uns selbst (Miklitz 2012).

Transparenz den anderen Kindern gegenüber ist immer geboten, wenn für Inklusionskinder andere Regeln/ Ausnahmen gelten.

7. Pädagogisches Konzept


7.1 Wald und Natur als Bildungsraum
Der Rhythmus der Natur bietet durch unerschöpfliche Sinnesanregungen eine Umgebung, indem Lernprozesse und Entwicklungsschritte und ganzheitliche Lebenserfahrungen angeregt werden. Die Farben, der Geruch, das Wetter, die Geräusche, die Unebenheiten des Bodens, die Vögel, die Tiere – die Liste der einzelnen Erfahrungen, die in der Natur angeboten werden, ist unendlich. Jeder Tag in der Natur bietet wieder neue Erfahrungen.
Dennoch ist die Natur beständig und gibt Orientierung. In der heutigen Zeit ist ein unzureichendes Maß an Naturerfahrungen Bestandteil der Bildungsbiografien von immer mehr Kindern. Gerade jetzt, wo die Welt so scheint, als ob sie sich schneller dreht als je zuvor, ist es umso wichtiger, Kindern die Möglichkeit zu geben, die Jahreskreise in der Natur kennenzulernen und zu durchleben.

7.2 Zentrale Themen der Waldpädagogik (nach Miklitz; 2021)
– Förderung der Motorik durch natürliche, differenzierte, lustvolle Bewegungsanlässe und -möglichkeiten
– Erleben der jahreszeitlichen Rhythmen und Naturerscheinungen
– Förderung der Sinneswahrnehmung durch Primärerfahrungen
– Ganzheitliches Lernen. Das heißt Lernen mit allen Sinnen, mit dem Körper, allen Ebenen der Wahrnehmung ansprechend
– Erleben der Pflanzen und Tiere in ihren originären Lebensräumen
– Möglichkeit, körperliche Grenzen zu erfahren
– Erfahren von Stille und Sensibilisierung für das gesprochene Wort
– Sensibilisierung für ökologische Zusammenhänge und Vernetzungen
– Wertschätzung der Lebensgemeinschaft Wald und des Lebens überhaupt

7.3 Bedeutung von Naturerfahrungen
Naturerfahrungen können Bildungs- und Entwicklungsprozesse in allen Bildungsbereichen anstoßen und erfahrbar machen. Die Bedeutung von Naturerfahrungen, so wie wir diese verstehen, wird zusammengefasst von Daniela Braun und Katy Dierkerhoff in der 2009 Veröffentlichung „Natur Pur – Naturpädagogik im Kindergarten“:

7.3.1 Anregungen der Sinne
Insbesondere die Sinne des Kindes werden durch eine natürliche Umgebung angesprochen. Die Kinder fühlen das weiche Moos, die stechende Nadeln der Nadelbäume und die unterschiedliche Rauheit der Baumrinde. Sie riechen die regenfeuchte Erde, Blumen und Kräuter. Sie staunen über verschiedene Blattformen und –Färbungen. Sie hören den Specht beim Klopfen, den Kuckuck beim Rufen oder das Plätschern eines Wasserlaufes. Die so geschulten Sinne bieten eine Grundlage für eine differenzierte und sensible Wahrnehmung. Durch diese vielschichtige Sinnestätigkeit werden Reize geschaffen, die die Bildung von Nervenzellen-Verknüpfungen, ebenso vielschichtig unterstützen. Je vielseitigere Reize durch die Sinnesorgane zum Gehirn gelangen, desto komplexer werden die Verbindungen zwischen den Nervenzellen.

7.3.2 Anregung des motorischen Bereichs
“Bewegung ist eine elementare Form des Denkens” – Gerd E. Schäfer
Die Natur bietet ein vielfältiges Angebot an Bewegungsreizen:
Es werden Hindernisse überwunden, Baumstämme bewegt, Kuhlen mit Laub gefüllt und mit Wasser und Erde vermengt werden. Der starke Bewegungsdrang von Kindern wird in der Natur vielfältig befriedigt. Kinder bewegen sich in der Natur automatisch. Hierdurch wird die motorische Entwicklung auf spielerische Art angeregt, die Geschicklichkeit ausprobiert und es werden konditionelle Grenzen erfahren. Die Natur bietet dem Kind zudem viele Möglichkeiten, sich feinmotorisch auszuprobieren. Beim Schnitzen, Schneiden, Malen oder Basteln mit Zapfen und Stöcken, beim Spielen mit Sand und Matsch, mit Gras oder Blättern macht das Kind Erfahrungen, die eine Feinarbeit mit den Händen und Fingern erfordern. Die Feinmotorik wird bei entsprechenden Beschäftigungen in und mit der Natur (un-)beabsichtigt trainiert.

7.3.3 Anregung des emotionalen Bereichs
Naturerfahrungen können den emotionalen Bereich des Kindes auf vielfältige Weise anregen. So vermögen zum Beispiel die Begegnung mit der Natur oder Erfolgserlebnisse in der Natur positive Emotionen hervorzurufen. Der Wert von Natur für die psychische Entwicklung besteht auch in ihrem ambivalenten Charakter: Sie vermittelt die Erfahrung von Kontinuität und damit Sicherheit und zugleich ist sie immer wieder neu. Dies kommt dem grundlegenden Wunsch des Kindes nach Vertrautheit einerseits und seinem Neugierverhalten andererseits entgegen. Das Herumstreunen auf Wiesen und Wäldern, also in sonst ungenutzten Freiräumen, kann irrationale Sehnsüchte nach Wildnis und Abenteuer befriedigen.

7.3.4 Förderung der Kreativität und Fantasie
Kinder suchen stets die Gelegenheit, ihre Welt- und Selbsterfahrungen mit ihren eigenen Fantasien zu verbinden, sie in erlebbaren Szenen zu betten, sie in persönlichen Träumen auszuweiten und mit diesen Erfahrungen zu spielen. Spielen, Fantasieren und Gestalten sind die Prozesse, in denen dieses Potenzial ausgebreitet, ausprobiert und ausgearbeitet wird – hierdurch erfolgt die Aneignung von der Welt.

7.3.5 Anregung des kognitiven Bereichs
Die Natur mit ihrem Facettenreichtum bietet ein breites Angebot an Anregungen zur Förderung des kognitiven Bereichs. Kinder verfügen nicht nur über ein Grundinteresse und die Neugierde, mit natürlichen Elementen wie Wasser und Erde umzugehen, sondern auch kleinräumig die Beschaffenheit von natürlichem Mikrokosmos zu erforschen und mit verschiedenen Naturmaterialien gestalterisch tätig zu werden. Durch diese Beschäftigung mit der Natur bekommt das Kind eine Einsicht in Strukturen und Prozesse, es erfährt, dass in der Natur alles miteinander zusammenhängt, es lernt Zusammenhänge herzustellen. Kinder sammeln interessante Dinge, wie Steine, Blätter oder Tannenzapfen, bestaunen und sortieren sie. Sie lernen dabei bereits, einfache Mengenverhältnisse oder auch Gewichtsverhältnisse zu begreifen. Über Zählen, Benennen und Sortieren erwerben die Kinder spielerisch ein Wissen von Begriffen, Kategorien und natürlichen Gebilden, von Prozesse und Phänomenen sowie die Fähigkeit zu abstrahieren.

7.3.6 Förderung des Selbstvertrauens
Kinder begreifen forschend ihre Umgebung, stellen sich „Untersuchungsfragen“ und suchen nach Antworten. In der kindlichen Auseinandersetzung in und mit der Natur geht es auch immer um ein Lernen durch Herausforderung. Erfolgserlebnisse beim Entdecken des Lernens sind das beste Lob und eine Bestätigung der eigenen Person. Kinder haben in der Auseinandersetzung mit der Natur immer wieder positive Erlebnisse zu verzeichnen. Sei es, dass es ihnen gelungen ist, einen kleinen Bach zu stauen oder dass die gesäten Bohnen keimen. Dadurch entstehen Freude und Neugier, Lernmotivation und Durchhaltevermögen.

7.3.7 Förderung des Umweltbewusstseins
Neben der Förderung des kindlichen Selbstbildungsprozesses auf kognitiver, sozialer, motorischer und emotionaler Ebene unterstützt Naturpädagogik auch die Entwicklung eines Umweltbewusstseins: Sinnliche Wahrnehmung und emotionale Erfahrungen der Natur, das Erkennen von Gesetzmäßigkeiten und der Vernetztheit von Natur fördern die Verinnerlichung von humanistischen Werten im Hinblick auf einen schonenden und respektvollen Umgang mit der Natur. (Braun und Dierkerhoff; 2009 „Natur Pur – Naturpädagogik im Kindergarten“)

8. Projektarbeit

Ein wichtiger Teil in der Arbeit im Roßtaler Waldkindergarten soll die Projektarbeit ausmachen. Die Erzieherin und Erzieher beobachten die Kinder im Spiel und greifen ihre Interessen und Fragen auf, um daraus in Abstimmung mit den Kindern ein Projekt entstehen zu lassen. Hierbei sind der Prozess und die Ideen und Wünsche, die die ganze Gruppe mit einbringt, von großer Bedeutung. Je nach Thema, das erforscht und beleuchtet wird, soll die Umwelt, die auch außerhalb des Kindergartens existiert, mit einbezogen werden. Sollte beispielsweise das Thema Bienen auftauchen, so können ortsansässige Imker, Landwirte und der BUND besucht werden. Erzieherinnen und Erzieher setzen Impulse, um je nach Projekt auch kultur- ästhetische Elemente, wie Theater, Lieder, Gedichte mit einfließen zu lassen.

9. Begleitung von Übergängen

„Vertraute Menschen begleiten das Kind auf seinen ersten Schritten über die Brücke. Vom anderen, unbekannten Ufer kommen Menschen ihnen bis zur Brückenmitte entgegen. Man
lernt sich kennen. Man besucht sich gegenseitig. Das Kind weiß jetzt, was es am anderen Ufer erwartet. Das Kind kann sich seelisch darauf einstellen“ (Miklitz 2021)

9.1 Übergang vom Elternhaus in den Waldkindergarten
An einem Schnuppertag können Kinder und Eltern den Waldplatz, das Konzept und das Personal kennenlernen. Übergangsobjekte wie z.B. ein Kuscheltier sind wichtig. Sie bedeuten ein Stück Vertrautheit in einer nicht vertrauten Umgebung. Weitere Möglichkeiten wie beispielsweise ein Ich-Buch werden individuell auf das Kind und dessen Bedürfnisse abgestimmt.

9.2 Übergänge vom Waldkindergarten in die Schule
Über eine Kooperation mit der Grundschule in Roßtal können die Kinder durch einen Besuch in die Rolle eines zukünftigen Schulkindes reinschnuppern. Ein festes Ritual, wie sich die Kinder vom Wald, des Personals und von der Gruppe verabschieden, wird mit den Kindern gemeinsam geplant, besprochen und durchgeführt.

9.3 Schulvorbereitung
Mengen Zahlen, Gewicht, Konzentrieren, Zahlen Muster. , Wir sehen die gesamte Kindergartenzeit als Vorbereitung für die Schule. S. 102 Miklitz
Hinzu kommen extra Vorschul-Aktivitäten. Hierzu treffen sich die Vorschulkinder einmal pro Woche und machen verschiedene, die alle Kompetenzbereiche für die Schulfähigkeit aufgreifen.

10. Beobachtung und Dokumentation

Die Beobachtung und Dokumentation von Lern- und Entwicklungsprozessen der Kinder ist eine wichtige Grundlage für die Päd. Arbeit im Waldkindergarten.

11. Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung

Wöchentlich finden Teamsitzungen statt, bei denen immer auch die Woche, die Kinder und Projekte reflektiert und nachbesprochen werden. Fort und Weiterbildungen sowie Ansprechpartner stehen dem Personal sowie den Vorständen des Vereins durch die Dachverbände Soke e.V. und durch den Landesverband der Natur und Waldkindergärten e.V. zur Verfügung.

12. Eltern/Erziehung und Bildungspatenschaften

Eine gute Partnerschaft mit den Eltern stellt die Basis für eine erfolgreiche Entwicklung des Kindes dar. Die Erziehungspartnerschaft zwischen Waldkindergartenteam und Eltern umfasst selbstverständlich neben der allg. Information auch die fundierte Beratung einzelner Eltern über den Entwicklungsstand, die Stärken und Möglichkeiten ihres Kindes, sowie pädagogische Unterstützungsmöglichkeiten. Ziel der intensiven Elternzusammenarbeit ist, unsere Erziehungsarbeit transparent zu machen – dies passiert durch
Formen der Zusammenarbeit:
– Mitarbeit im Elternbeirat – Organisation von Festen
– Regelmäßig stattfindende Elternabende
– Jährliche Entwicklungsgespräche mit den Eltern
– Jährliche Elternbefragungen zur Evaluierung unserer päd. Arbeit
– Informationen über die passwortgeschützte Kita-App bzw. Wochenrückblicke
– Mitarbeit der Elternschaft bei unterschiedlichen Waldaktionen – z.B. Aufräumarbeiten am Waldplatz, Ausflüge, Bauaktionen uvm.
– Weitere Beratung nach Bedarf
– Tür- und Angelgespräche

13. Öffentlichkeitsarbeit

Der Waldkindergarten organisiert Feste und Informationsveranstaltungen, um der Öffentlichkeit die Möglichkeit zu bieten Einblicke in die pädagogische Arbeit des Waldkindergartens zu erhalten. Unter www.waldkindergarten.rosstal.de oder dem Amtsblatt können aktuelle Informationen abgerufen werden.

Vernetzung mit anderen Einrichtungen Wir integrieren uns mit dem Waldkindergarten „wilde Möhre e.V.“ in die soziale Struktur von Markt Roßtal, da wir eng mit der Gemeinde, anderen Institutionen, Vereinen und Personen zusammenarbeiten. Solche sind:

Bayerischen Staatsforsten, Jugendamt, Frühförderstellen, Feuerwehr, Imker – Projektarbeit, Jägerschaft, Schulen, Presse, Soke e.V., Bund Naturschutz, Fachakademien, Gemeinde, uvm.

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